Maskenpflicht, Mindestabstand, Homeoffice und Homeschooling. Wo können Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie noch entspannen? Ganz klar beim Angeln! Mehr
und mehr Menschen erkennen die Kraft, die in der Rute steckt.
Wer hätte das gedacht? In Zeiten eingeschränkter Freizeitmöglichkeiten boomt das Angeln. Der Angelvirus hat die von Kurzarbeit geplagten Menschen erfasst und
der Fischfang erfreut sich größerer Beliebtheit denn je. „Wir als Anglerverband Berlin-Friedrichshain e.V. rechnen in diesem Jahr mit 10% - 20% mehr Mitgliedern. Das Interesse am Angeln ist während
der Coronazeit überproportional angestiegen! “, verkündet Ralf Behnke, Präsident des AVBF e.V.. Auch in Brandenburg zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab: „Unsere bevorrateten Beitragsmarken in
den Geschäftsstellen des Verbandes sind fast vollständig ausgegeben. Die Nachfrage ist nach wie vor enorm“, so Andreas Koppetzki, Hauptgeschäftsführer des Landesanglerverband Brandenburg.
Das Interesse am Angeln steigt in ganz Europa
Nicht nur die eine Million in Vereinen organisierten Angler zieht es an die Seen und Flüsse. Auch Petrijünger, deren Interesse in den letzten Jahren etwas
eingerostet war, entstauben nun ihre Ruten und Rollen. Deutschland ist beim Angelboom aber kein Sonderfall. Vor allem in Skandinavien, wo Fischen seit jeher ein Volkssport ist, sprechen die Zahlen
eine noch deutlichere Sprache. So stieg bei unseren dänischen Nachbarn der Verkauf von Angelscheinen seit Ausbruch der Pandemie um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und auch im vom Coronalockdown
unberührten Schweden zog es die Menschen an die Gewässer. Der schwedische Anglerverband Sportfiskarna meldete im April eine 70-prozentige Steigerung der Angelscheinverkäufe im Vergleich zum Vorjahr
und im Mai sogar eine Erhöhung von 160 Prozent.
Angeln als Mittel gegen den Corona-Blues
Über die Ursachen für diesen Angelboom kann man zurzeit nur spekulieren: "Es gibt noch keine verlässlichen Studien zu dem Thema, aber die Berichte von den
Angelvereinen und Kartenverkaufsstellen deuten darauf hin, dass die Angelaktivität während der Coronazeit auch in Deutschland angestiegen ist. Wahrscheinlich sind die Gründe vielschichtig. Erstens
haben Menschen mehr Zeit. Zweitens gibt es weniger alternative Freizeitbeschäftigungen. Drittens könnten auch die psychosozialen Entspannungsgründe eine Rolle spielen.“, so Robert Arlinghaus,
Professor für Integratives Fischereimanagement. Fische fangen als Mittel gegen den Corona-Blues? Auf jeden Fall! Schließlich ist Angeln nicht nur eine Entspannung für Körper und Geist, sondern findet
auch im Freien statt – Abstandsregel garantiert!
Geangelter Fisch als Nahrungsmittel trifft den Zeitgeist
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, der oft übersehen wird: Ein selbst gefangener Fisch trifft den Zeitgeist, wie kaum ein anderes Nahrungsmittel. Er ist
frisch, saisonal, bekömmlich, regional erzeugt und artgerecht aufgewachsen. In Bezug auf negative Umweltauswirkungen (Energieverbrauch, CO2-Emissionen, Überdüngungs- und Versauerungspotential) weist
ein selbstgefangener Fisch aus heimischen Gewässern mitunter eine bessere Bilanz auf als der Anbau von Gemüse.[1]
Es ist eigentlich recht einfach: Für jeden geangelten Fisch muss einer weniger für den Handel erzeugt, verpackt und transportiert werden. Dazu gewinnen
insbesondere Kinder über das Angeln eine realistische Vorstellung über die Herkunft unserer Nahrungsmittel